Zwischen Mitte Oktober und Mitte November 2019 war ich Gast in der pneumologischen Abteilung des Reha-Zentrums Utersum auf Föhr der Deutschen Rentenversicherung. Die Anreise ab Berlin ist eigentlich unkompliziert, da an Werktagen ein Zug mit Kurswagen nach Dagebül mit Anschluß an die Fähre nach Wyk auf Föhr verkehrt. Einzig die hohe Auslastung der Züge und die vielen Möglichkeiten der DB Verspätungen zu erzeugen, minderten das Vergnügen an der Reise. Da war es schon ein Glück, daß das vorausgeschickte Gepäck zwar im Namen der Bundesbahn, tatsächlich aber durch Hermes transportiert wurde. Schließlich waren aber nicht nur das Gepäck, sondern auch der Rehabilitant pünktlich am Ort. Die Unterkunft. Mein Zimmer 0.479 - Ebene 0 Zimmer 479 - war von der Möbelierung her schlicht, mit Linoleum ausgelegt und verfügte über ein sehr schönes Bad. Wie angekündigt befindet sich im begehbaren Kleiderschrank ein kleines Schließfach für Wertsachen. Das Bad verfügt über einen Handtuchtrockner, der durch eine mechanische Zeituhr gesteuert wird. Es gibt am Montag und Donnerstag jeweils zwei neue Hand- und Badetücher zur Selbstbedienung aus einem Wagen im Flur. Der Handyempfang im Gebäude ist praktisch unmöglich. Das Festnetztelefon, das in allen Zimmern bereit steht, ist von außen ohne weitere Freischaltung erreichbar. Das kostenpflichtige Wlan funktioniert wegen der zahlreichen Access-Points sicher im ganzen Gebäude. Die Geschwindigkeit reicht für Skype und, je nach Auslastung, auch für den Zugriff auf Mediatheken. Es kostet 7,00 Euro pro Woche oder 20,00 Euro für vier Wochen. Wer mehr als das Hausfernsehen - Endlosschleife mit Informationen über die Klinik und den Ton von NDR-Radio - möchte, bezahlt in einer Woche 2,00 Euro/Tag, für zwei Wochen 1,80Euro/Tag, ab 15 Tagen 1,60Euro/Tag für die öffentlich-rechtlichen Sender, die einschlägigen privaten Fernsehsender - insgesamt 40 - und 13 Radiosender. Das im Zimmer an der Wand montierte Fernsehgerät zeigte sich sehr anschlußfreudig. Ich habe an den Kopfhörerausgang einen Bluetooth-Transmitter angeschlossen. Über die HDMI-Eingänge hätte ich auch ein Mediacenter - z.B. Raspberry Pi mit Kodi - oder auch eine Playstation anschließen können… Die Verpflegung. Frühstück und Abendessen sind als Buffet ausgeführt. Es ist so umfangreich angelegt, daß Vegetarier, Veganer und Normalesser keine Probleme haben, sich zu versorgen. Beim Frühstück sind zwei Kaffeevollautomaten freigeschaltet, die Cappucino, Cafè Latte und heiße Milch bieten. Außerdem wird frisches Obst, auch zur Mitnahme als Snack, über den Tag angeboten. Das Abendessen wird oft durch hausgemachte Salate, marinierten Fisch und auch mal ein Süppchen aufgepeppt. Der zweite Tag begann mit der ärztlichen Aufnahmeuntersuchung. Danach kamen verschiedene diagnostischen Untersuchungen und - nach dem Mittagessen - die Chefarztvisite, die der aufnehmende Arzt und der ärztliche Direktor der Klinik durchführten. Das war ein sehr angenehmes, konstruktives Gespräch. Als ich am Nachmittag nach einem Spaziergang in die Klinik zurückkam, lag mein erster Behandlungsplan für den Rest der Woche in meinem Postfach. Die Behandlung. Der dritte Tag begann mit der Einweisung in die Medizinische Trainingstherapie (MTT oder „Muckibude“), was mich berechtigte, selbständig Geräte zu mir genehmen Zeiten zu benutzen. Danach ein Haltungstraining in der Gruppe (Sporthalle) und am Nachmittag zwei Vorträge über den Alltag in der Reha und die richtige Ernährung. So teilten sich ab jetzt die Tage ein:
…die zwei bis drei Tage im voraus ausgehängt wurden und in die man sich, sofern noch Plätze frei waren, eintragen konnte. Angeboten wurden unter anderem Bogenschießen, Qi Gong, Autogenes Training, Progressive Muskelentspannung, trommeln, etc.… Ich fand im Autogenen Training und in der Progressiven Muskelentspannung eine wertvolle Ergänzung zur physischen Reha. Freizeit gibt es zwischen und nach den Behandlungen und an den Wochenenden, die im wesentlichen behandlungsfrei sind. Die Klinik hat ein eigenes, sehens- und hörenswertes Programm. Einschließlich ab und an Disco am Freitagabend. Wem die kleine Cafeteria im Haus mit ihrem Angebot an alkoholfreien Getränken - unter anderem auch Rotkäppchen Sekt alkohofrei -, Kaffeespezialitäten und kleinem Kuchenangebot nicht reicht, der kann mit dem kostenlosen Klinik-Shuttle oder dem öffentlichen Bus nach Wyk fahren. Zur Jagd auf die perfekte Friesentorte. Kein leichtes Geschäft in der Nachsaison. Ab Ende Oktober ist in Wyk vieles geschlossen. So sind die noch offenen kleineren Cafés oder Teehäuser zeitweilig überfordert. Ich habe mich für das “Museum Kunst der Westküste” in Alkersum begeistert. Die Ausstellung zum Museums-Jubiläum “Meisterwerke” war sehr sehenswert. Nach dem Rundgang durch die Ausstellung kann man sich im Café / Restaurant, das dem Museum angeschlossen ist, erfrischen. Der einmalige Besuch des Museums ist gegen Vorlage der Kurkarte der Klinik kostenlos. Ohne Auto oder Klinik-Transfer erreicht man das Museum mit dem Bus, Haltestelle Alkersum Nieblumweg. Bei vielen Spaziergängen habe ich vor allem den Südwesten von Föhr genossen. Und fotografiert. Die Landschaft, die bei jedem Wetter in ein anderes Licht getaucht ist und eine andere Stimmung ausstrahlt, ist faszinierend. Die Abreise. Etwa vier Tage vor Ende der Reha-Maßnahme fand ich in meinem Postfach eine Information zur Abreise. Man bat mich, rechtzeitig bekannt zu geben, mit welcher Fähre ich von Wyk nach Dagebül übersetzen möchte, damit ein passender Platz im Shuttle-Bus von der Klinik zur Fähre eingeteilt werden kann, den Behandlungsplan abzugeben und meinen Koffer, der wieder mit Hermes zurückreisen sollte vor acht Uhr am Abreisetag vor die Tür zu stellen. Die Rückfahrt war bis zu dem Zeitpunkt planmäßig bis die Bundesbahn wieder ins Spiel kam… Und wie wars? Klasse! Ich habe die Reha physisch und psychisch gestärkt verlassen. Habe mir die Idee des Pulstrainings und des Autogenen Trainings mit nach Hause genommen. Alle Mitarbeiter des Hauses mit denen ich zu tun hatte waren mindestens interessiert, meistens aber freundlich bis herzlich und hatten immer ein offenes Ohr für meine Anliegen. Schließlich denke ich gerne an die Kontakte, die ich zu meinen Mitrehabilitanten hatte. Herzliche Grüße ins Erzgebirge und an den Druckerkollegen in einer deutschen Stadtverwaltung. Bevor ich in die Reha gefahren bin fand ich “BeimChristoph.de” hier und auch hier tolle Tips und Anregungen für meinen Aufenthalt. Vielen Dank dafür. |
Herzlichen Dank lieber Werner für diese interessante Schilderung. Bei mir steht die Reha im Juni an und du hast mir noch mal wichtige und gute Informationen an die Hand gegeben